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Notfallsanitäter:innen in Ausbildung
Wie digitales Lernen eure 3-jährige Ausbildung unterstützt
6 Uhr morgens. Dein Pieper geht. Verkehrsunfall mit mehreren Verletzten. Während ihr ausrückt, schießen dir tausend Gedanken durch den Kopf: Triage, Schockbehandlung, welche invasiven Maßnahmen darfst du durchführen, was muss bis zum Notarzt warten?
Und dann diese Frage: "Wann habe ich das letzte Mal wiederholt?"
Willkommen in der Realität der Notfallsanitäter-Ausbildung – wo theoretisches Wissen auf Sekunden abrufbar sein muss, aber die Zeit zum Lernen zwischen Schichten, Schule und Klinik-Einsätzen knapp ist.
Eure Ausbildung in Zahlen: Ein Balanceakt
Die Ausbildung zum:zur Notfallsanitäter:in ist anspruchsvoll. Sehr anspruchsvoll.
Die harten Fakten:
3 Jahre Vollzeit (oder 5 Jahre Teilzeit)
1.920 Stunden Theorie: Medizinische Grundlagen, Anatomie, Pharmakologie, rechtliche Aspekte, Kommunikation
1.960 Stunden Praxis in der Rettungswache
720 Stunden Praxis in Kliniken
Das sind über 4.600 Stunden, in denen ihr nicht nur Wissen aufbaut, sondern auch praktische Kompetenzen entwickelt, die im Ernstfall Leben retten.
Deine Verantwortung ist enorm:
Notfallmedizinische Versorgung inklusive invasiver Maßnahmen
Durchführen standardisierter Maßnahmen, die früher Ärzt:innen vorbehalten waren
Erste:r Ansprechpartner:in vor Ort
Transport, Dokumentation und Kommunikation
Seit 2014 ist der Beruf des:der Notfallsanitäter:in mit erweiterten Befugnissen in Kraft – und damit auch mit höheren Anforderungen an euer Wissen und eure Fähigkeiten.
Das Problem: Wann soll ich das alles lernen?
Hier wird's real: Ihr seid nicht an der Uni, wo ihr euch einen freien Nachmittag in die Bibliothek setzen könnt. Euer Alltag sieht anders aus:
7 Uhr: Schichtbeginn auf der Wache
19 Uhr: Schichtende – wenn's gut läuft und keine späten Einsätze kommen
20 Uhr: Zuhause, müde vom Tag
20:30 Uhr: "Ich sollte noch für die Klausur lernen"
21 Uhr: Die Konzentration ist weg
Dazu kommen:
Wechselnde Schichtdienste (Tag, Nacht, Wochenende)
Unvorhersehbare Einsatzlagen – ihr könnt nicht planen, wann ein Einsatz reinkommt
Klinik-Praktika mit eigenen Anforderungen
Berufsschulblöcke mit Prüfungen
Und dann gibt es noch diese Momente: Eine seltene Notfallsituation, die ihr das letzte Mal vor Monaten in der Theorie hattet. Jetzt steht ihr davor – und müsstet es eigentlich können.
Warum klassisches Lernen für euch nicht optimal ist
Stundenlang über Büchern sitzen? Unrealistisch mit eurem Schichtplan.
Feste Lerngruppen? Schwierig, wenn jede:r andere Dienste hat.
Schwere Fachbücher mitschleppen? Unpraktisch auf der Wache.
Ihr braucht etwas anderes. Etwas, das zu eurem Leben passt.
Die Lösung: Lernen, das sich eurem Alltag anpasst
Hier kommt digitales Lernen ins Spiel – und nein, das ist kein "nice to have", sondern ein Game-Changer für eure Ausbildung.
1. Lernen zwischen zwei Einsätzen
15 Minuten Pause auf der Wache? Perfekt für eine Microlearning-Einheit.
Statt: "Dafür lohnt sich das Buch nicht aufzuschlagen"
Jetzt: Smartphone raus, 10 Minuten Pharmakologie – fertig
Kurze Lerneinheiten (5-15 Minuten) sind perfekt für euren fragmentierten Alltag. Ihr lernt nicht irgendwann "wenn Zeit ist", sondern nutzt die kleinen Zeitfenster, die ihr habt.
2. Wissenslücken gezielt schließen
Ihr müsst nicht das gesamte Lehrbuch durcharbeiten. Ihr braucht gezielt das Wissen, das euch fehlt.
Beispiel: Nächste Woche steht eine Prüfung zu Herzrhythmusstörungen an? Fokussiert euch auf genau dieses Thema – in kleinen, verdaulichen Einheiten.
Microlearning ermöglicht es, spezifische Kompetenzen und Wissenslücken zu trainieren. Ihr lernt, was ihr braucht, wann ihr es braucht.
3. Schnelle Wiederholung vor seltenen Einsätzen
Polytrauma bei Kindern? Kommt nicht jeden Tag vor. Aber wenn, dann müsst ihr es können.
Digitales Lernen gibt euch die Möglichkeit, vor selten angewendeten Fähigkeiten schnell zu wiederholen. 10 Minuten Auffrischung, bevor ihr ausrückt – und das Wissen ist wieder da.
4. Immer dabei – auf Smartphone oder Tablet
Smartphones und Tablets haben die Art verändert, wie im Gesundheitswesen gelernt wird. Sie sind flexibel, bequem und – seien wir ehrlich – immer in eurer Tasche.
Vorteile mobiler Apps:
Vielseitig einsetzbar
Keine örtlichen Grenzen
Flexible Nutzung zwischen Schichten
5. Besseres Behalten durch Wiederholung
Einmal lesen reicht nicht – besonders nicht bei der Stoffmenge, die ihr bewältigen müsst.
Durch kurze, häufige Wiederholungen in Abständen festigt sich Wissen im Langzeitgedächtnis. Statt vor der Prüfung alles auf einmal zu pauken, baut ihr euer Wissen kontinuierlich auf.
Das Prinzip:
Montag: Thema das erste Mal (15 Min)
Mittwoch: Kurze Wiederholung (5 Min)
Freitag: Nochmal wiederholt (5 Min)
Nächste Woche: Auffrischung (5 Min)
Ergebnis: Das Wissen sitzt – ohne stundenlange Lernmarathons.
Was die Forschung für Gesundheitsberufe zeigt
Digitales Lernen ist nicht irgendeine Idee – es ist wissenschaftlich belegt.
In Studien mit über 2.200 Teilnehmenden aus Medizin, Pflege und anderen Gesundheitsberufen zeigte sich: Durch Microlearning verbesserte sich die Leistung messbar. Und noch wichtiger: Es kann die Patientensicherheit im klinischen Umfeld erhöhen.
Bei Pflegekräften – die ähnliche Schichtmodelle wie ihr haben – zeigte sich sogar eine Steigerung der Selbstwirksamkeit durch kurze Lernvideos. Also das Vertrauen: "Ich kann das, ich schaffe die Situation."
Genau das braucht ihr im Rettungsdienst.
Was ihr beachten solltet
Digitales Lernen ist kein Allheilmittel. Ein paar Dinge müsst ihr im Hinterkopf behalten:
Praktische Fähigkeiten lernt ihr nicht am Smartphone. Intubation, Venenzugang, Reanimation – das braucht echte Übung am Phantom oder in der Praxis. Digitales Lernen kann die Theorie dahinter vermitteln, aber nicht die Handgriffe ersetzen.
Das große Bild nicht verlieren. Wenn alles in Mini-Häppchen aufgeteilt ist, geht manchmal der Gesamtzusammenhang verloren. Achtet darauf, dass ihr versteht, wie alles zusammenhängt.
Aktiv bleiben. Videos schauen reicht nicht – ihr müsst aktiv mitdenken, Quizze machen, euch selbst abfragen.
Der Fachkräftemangel – und warum gute Ausbildung wichtig ist
Kurzer Reality-Check: Der Rettungsdienst wächst. Von 50.000 Beschäftigten (2011) auf 85.000 (2021) – ein Plus von 71%. Trotzdem herrscht Fachkräftemangel. Rettungsberufe gelten als Engpassberufe.
Das bedeutet: Ihr werdet gebraucht. Und je besser eure Ausbildung, desto kompetenter könnt ihr Patient:innen versorgen.
Digitales Lernen ist nicht nur für euch persönlich ein Vorteil. Es ist ein Beitrag zu besserer Versorgungsqualität im Rettungsdienst.
Wie Ampullarium euch unterstützt
Unsere Plattform ist speziell auch für euch als Notfallsanitäter:innen in Ausbildung gedacht:
Kurze Lerneinheiten (5-15 Min): Passen zwischen Einsätze und Schichten
Mobile App: Immer dabei auf dem Smartphone
Fokus auf medizinische Grundlagen: Anatomie, Pharmakologie, Notfallmedizin
Quizze: Aktives Lernen, nicht nur passives Konsumieren
Flexibel: Lernen nach eurem Tempo und Dienstplan
Ihr bestimmt, wann und wo ihr lernt. Die Plattform passt sich euch an – nicht umgekehrt.
Das Wichtigste zum Schluss
Eure Ausbildung ist hart. 4.600+ Stunden verteilt auf Theorie, Wache und Klinik. Ihr tragt enorme Verantwortung – oft seid ihr die Ersten vor Ort, die Leben retten müssen.
Aber euer Alltag gibt euch nicht die Zeit für stundenlange Lernsessions. Und genau deshalb braucht ihr Lernmethoden, die zu eurem Leben passen.
Digitales Lernen mit kurzen Einheiten, flexiblem Zugriff und gezielter Wiederholung ist nicht die Zukunft – es ist die Gegenwart. Und es funktioniert nachweislich in Gesundheitsberufen.
15 Minuten zwischen zwei Einsätzen können den Unterschied machen. Zwischen "Ich bin unsicher" und "Ich weiß, was zu tun ist."
Und am Ende des Tages geht es genau darum: Dass ihr euren Job richtig gut machen könnt. Für euch. Und für die Menschen, die auf euch angewiesen sind.
Quellen
Daten zu Beschäftigungsentwicklung und Fachkräftemangel im Rettungsdienst:
Statistisches Bundesamt. (2023). Zahl der Beschäftigten im Rettungsdienst von 2011 bis 2021 um 71% gestiegen. Zugriff am 17.08.2025. Verfügbar unter: https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/Zahl-der-Woche/2023/PD23_06_p002.html
Informationen zur Notfallsanitäter-Ausbildung:
ASB Deutschland e.V. (2025). Notfallsanitäter-Ausbildung: Alles über Voraussetzungen, Inhalte und Karrierechancen. Zugriff am 02.11.2025. Verfügbar unter https://www.asb.de/unsere-angebote/asb-rettungsdienst-katastrophenschutz/notfallausbildung/notfallsanitaeter
Deutscher Bundestag. (2020). Das Berufsbild der Notfallsanitäterin und des Notfallsanitäters unter besonderer Berücksichtigung der Ausbildungszielbestimmung des § 4 Abs. 2 Nr. 2 Buchstabe c Notfallsanitätergesetz. Zugriff am 02.11.2025. Verfügbar unter https://www.bundestag.de/resource/blob/660578/97bfe77911c83345e882e0e447d288f6/WD-9-032-19-pdf-data.pdf
Studien zu mobilen Apps im Gesundheitswesen:
Frias, M. O., Malbert, C.-H., Meurice, P. & Val-Laillet, D. (2016). Effects of chronic consumption of sugar-enriched diets on brain metabolism and insulin sensitivity in adult Yucatan minipigs. HAL (Le Centre Pour La Communication Scientifique Directe). doi: https://doi.org/10.1371/journal
Sadler, J., Wright, J., Vincent, T., Kurka, T. & Howlett, D. (2020). What is the impact of Apps in medical education? A study of CAPSULE, a case-based learning App. BMJ Simulation & Technology Enhanced Learning. S. 293-296. doi: https://doi.org/10.1136/bmjstel-2020-000593
Studien zu Microlearning:
De Gagne, J. C., Park, H. K., Hall, K., Woodward, A., Yamane, S. & Kim, S. S. (2019). Microlearning in Health Professional Education: Scoping Review. JMIR Medical Education, 5(2). doi: https://doi.org/10.2196/13997
Monib, W. K., Qazi, A. & Apong, R. A. (2024). Microlearning Beyond Boundaries: A Systematic Review and a Novel Framework for Improving Learning Outcomes. Heliyon, 11(2). doi: https://doi.org/10.1016/j.heliyon.2024.e41413
Rof, A., Bikfalvi, A. & Marques, P. (2024). Exploring learner satisfaction and the effectiveness of microlearning in higher education. The Internet And Higher Education, 62. doi: https://doi.org/10.1016/j.iheduc.2024.100952
Samala, A. D., Bojic, L., Bekiroğlu, D., Watrianthos, R. & Hendriyani, Y. (2023). Microlearning: Transforming Education with Bite-Sized Learning on the Go—Insights and Applications. International Journal Of Interactive Mobile Technologies (iJIM), 17(21), S. 4-24. doi: https://doi.org/10.3991/ijim.v17i21.42951
Sankaranarayanan, R., Leung, J., Abramenka-Lachheb, V., Seo, G. & Lachheb, A. (2022). Microlearning in Diverse Contexts: A Bibliometric analysis. TechTrends, 67(2), S. 260–276. doi: https://doi.org/10.1007/s11528-022-00794-x
Studie zu Selbstwirksamkeit durch digitales Lernen bei Pflegekräften:
Zarshenas, L., Mehrabi, M., Karamdar, L., Keshavarzi, M. H. & Keshtkaran, Z. (2022). The effect of micro-learning on learning and self-efficacy of nursing students: an interventional study. BMC Medical Education, 22(1). doi: https://doi.org/10.1186/s12909-022-03726-8
Kritische Betrachtung der Herausforderungen:
Nikkhoo, I., Ahmadi, Z., Akbari. M., Imannezhad, Sh., Anvari Ardekani, S. & Lashgari, H. (2023) Microlearning for Today’s Students: A Rapid Review of Essentials and Considerations. Med Edu Bull, 4(1). S. 673-85. doi: https://doi.org/10.22034/meb.2022.355659.1066

